Schön anzusehen aber giftig: Maiglöckchen. Wir erklären dir, wie du Maiglöckchen erkennst und was du im Fall einer Vergiftung tun solltest.
Maiglöckchen wachsen und blühen im Frühjahr. Das Aussehen und die Hochblütezeit sind namengebend: Maiglöckchen haben kleine weiße glockenförmige, hängende Blüten. Sie wachsen in großen Gruppen und bilden in der zur Blütezeit von Mai bis Juni weiße Flächen im Wald. Zu dieser Zeit verbreiten Maiglöckchen einen intensiv süßlichen Duft. Im Sommer wachsen den Maiglöckchen Früchte in Form von leuchtend roten Beeren. Jede Beere enthält mehrere Samen, die Vogelarten wie Amseln und Rotdrosseln weiterverbreiten.
Maiglöckchen wachsen an schattigen Plätzen in Laubwäldern und auf Wiesen. Die Blume kommt in fast ganz Europa und auch in Nordamerika und Asien vor.
Beachte: Maiglöckchen stehen unter Naturschutz. In Deutschland ist das Ausgraben der Wurzeln nicht erlaubt. Du darfst Maiglöckchen für den Eigenbedarf in geringen Mengen pflücken. Empfehlenswert ist das aber nicht: Maiglöckchen sind, genauso wie weitere Frühblüher, wichtige Nahrungsquellen für Bienen und andere Insekten.
Wenn du Maiglöckchen im Garten ziehen möchtest, kannst du die Samen oder junge Pflanzen in Baumärkten und Gartencentern erwerben.
Maiglöckchen sind giftig
Maiglöckchen gelten als giftig. Die Informationszentrale gegen Vergiftungen stuft diese Pflanze als gering giftig bis giftig ein, andere Stellen wie der Botanische Sondergarten Hamburg-Wandsbek sogar als sehr stark giftig. Letzterer kürte das Maiglöckchen zur Giftpflanze des Jahres 2014.
Alle Teile des Maiglöckchens sind giftig, besonders aber die Blätter, Blüten und Früchte. Hier reicht bereits eine geringe Menge für erste Vergiftungserscheinungen aus.
Bei äußerlichem Kontakt können Augen- und Hautreizungen oder allergische Reaktionen auftreten. Weitaus problematischer ist es, wenn du Maiglöckchen oder einen Teil davon verzehrst. Dies kann laut der Informationszentrale gegen Vergiftungen und dem Botanischen Sondergarten Hamburg-Wandsbek folgende Symptome auslösen:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Schwindel
- Brustbeklemmung
- Pulsverlangsamung
Bei starker Vergiftung können Herzrhythmusstörungen auftreten, die im schlimmsten Fall zum Tod führen können.
Was tun bei einer Vergiftung durch Maiglöckchen?
Zuerst einmal gilt: Ruhe bewahren. Fünf Beeren gelten laut der Informationszentrale gegen Vergiftungen als kritische Menge, ab der Vergiftungserscheinungen eintreten. Bei den Blüten und Blättern braucht es mehr. Dies sind jedoch Richtwerte. Wenn du dir unsicher bist oder du dich unwohl fühlst, suche umgehend einen Arzt auf.
Das Bundesinstitut für Riskobewertung empfiehlt folgende Erstmaßnahmen:
- Reste im Mund sofort ausspucken.
- Mund mit Wasser ausspülen.
- Viel trinken, zum Beispiel Wasser oder Tee.
- Du kannst auch in Kontakt mit einer Giftinformationszentrale treten. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat eine Liste der Zentralen zusammengestellt.
- Symptome weiter beobachten.
Bei einer Vergiftung durch Maiglöckchen solltest du laut der Informationszentrale gegen Vergiftungen unbedingt hierauf verzichten:
- Auf keinen Fall den Betroffenen zum Erbrechen bringen.
- Dem Betroffenen auch kein Salzwasser einflößen, um ihn zum Erbrechen zu bringen. Dies kann vor allem bei Kindern schnell zu einer Kochsalzvergiftung führen.
- Keine Milch trinken. Diese verbessert die Aufnahme von Giften aus dem Darm.
Besondere Vorsicht gilt bei Kindern und Tieren, die leicht unbemerkt in Kontakt mit der Pflanze kommen oder diese gar verzehren können.
Hinweis: Wasche nach dem Pflücken von Maiglöckchen deine Hände. Gieße das Blumenwasser deines Maiglöckchen-Straußes sofort nach Gebrauch in den Ausguss.
Giftige Maiglöckchen: Verwechslung mit Bärlauch
Die Blätter von Bärlauch und Maiglöckchen sehen sich sehr ähnlich. Zudem wachsen sie an ähnlichen Stellen im Wald. Führe als ersten Indiz eine Geruchsprobe durch: Bärlauch riecht stark nach Knoblauch, vor allem, wenn du ein Blatt zwischen den Fingern verreibst. Überprüfe aber auch andere Merkmale. Die Geruchsprobe kannst du nur einmal sicher anwenden, da der Knoblauch-Geruch an den Fingern haften bleibt.
So kannst du Bärlauch und giftige Maiglöckchen unterscheiden:
- Zeit: Bärlauch-Saison ist von Anfang März bis Ende Mai. Maiglöckchen wachsen ab Mitte April.
- Form der Blätter: Die Blätter sind beim Bärlauch und beim Maiglöckchen breit-oval, aber: Die Blätter des Bärlauchs haben je einen Blattstängel. Die Blätter des Maiglöckchens haben pro Stängel zwei Blätter, die den Stängel eingrollt umfassen.
- Glanz der Blätter: Bärlauch hat matte Blattunterseiten, Maiglöckchen haben glänzende Blattunterseiten.
- Blüten: Die sternförmigen weißen Blüten des Bärlauchs sind gut von den glockenförmigen Blüten des Maiglöckchens zu unterscheiden. Beachte: Die Blüten sind nicht immer ein Indiz, da beide Pflanzenarten vor allem an besonders schattigen Plätzen nicht zwangsläufig blühen.
- Wurzeln: Bärlauch wächst aus einer Zwiebel, Maiglöckchen bilden waagerechte Wurzeln aus. Hinweis: Nutze dieses Unterscheidungsmerkmal als letzte Möglichkeit, da du die Pflanze gegebenenfalls umsonst ausreißt. Du kannst aber auch versuchen, die Wurzel oder Zwiebel nur ein bisschen freizulegen und diese anschließend wieder mit Erde zu bedecken.
Verwechslung giftiger Maiglöckchen mit Schneeglöckchen
Du kannst Maiglöckchen auch mit den leicht giftigen Schneeglöckchen verwechseln. Dies ist weniger gefährlich, da beide Pflanzen ungenießbar sind. Dennoch ist es gut, wenn du die Unterschiede kennst:
- Blüte: Das Schneeglöckchen hat eine tropfenförmige Blüte, die außen weiß und innen grünlich ist. Das Maiglöckchen hat mehrere glockenförmige Blüten, die reinweiß sind.
- Zeit: Schneeglöckchen treiben bereits im Januar und Februar aus.
- Samen: Dem Schneeglöckchen wachsen bräunliche, unscheinbare Kapselfrüchte zwischen März und April. Dem Maiglöckchen wachsen leuchtend rote Beeren zwischen Juli und August.