Gartenarbeit ist nicht automatisch gut für die Umwelt. Wenn du nachhaltig gärtnern möchtest, gibt es von der Auswahl des Saatguts bis zur Ernte einiges zu beachten. Worauf es beim nachhaltigen Gärtnern ankommt, liest du hier.
Draußen an der frischen Luft sein, Blumensamen aussäen, Pflanzen gießen und die eigene Ernte einbringen: Ist Gärtnern nicht automatisch nachhaltig? Schließlich sorgst du dafür, dass es in deinem Garten blüht und sprießt und tust somit etwas für die Umwelt. Doch tatsächlich kann die Art und Weise, wie du gärtnerst, den gegenteiligen Effekt haben. Von der Auswahl der Samen bis zum verschwenderischen Wässern deiner Pflanzen – viele Entscheidungen beim Gärtnern können Klima und Natur sogar schädigen. Worauf du achten solltest, wenn du wirklich nachhaltig gärtnern möchtest, erfährst du in diesem Artikel.
Nachhaltig gärtnern: So unterstützt du die Arten- und Sortenvielfalt
In vielen Gärten blüht es zwar prächtig, dafür aber zunehmend einheitlich: Bunte Geranien, Forsythien, Dahlien, Chrysanthemen und Rosen mit dick gefüllten Blüten finden sich in fast jedem Garten. Für das nachhaltige Gärtnern ist diese Pflanzenmonotonie allerdings ungeeignet, denn sie trägt zum Verlust der biologischen Vielfalt bei. Schätzungen zufolge sind weltweit über 37.000 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht.
Besonders stark betroffen sind Insekten, die mit über einer Million Arten artenreichste Tierklasse der Welt. Laut NABU leben in Deutschland rund 30.000 Insektenarten. Doch deren Population ist massiv im Rückgang begriffen. Das liegt unter anderem daran, dass Schmetterlinge, Hummeln und Bienen nicht ausreichend Nahrung und geschützte Lebensräume finden. Viele Gartenlieblinge wie Geranien und gefüllte Rosen bieten den Insekten keinen Pollen oder Nektar. Möchtest du also nachhaltig gärtnern, solltest du insektenfreundliche Pflanzen wählen. Hier findest du Tipps dazu: Insektenfreundlicher Garten: So unterstützt du die Artenvielfalt
Auch die Sortenvielfalt von Obst und Gemüse ist zurückgegangen. In der industrialisierten Landwirtschaft wird nur noch das gezüchtet, was möglichst viel Ertrag bringt. Alte Gemüsesorten geraten hingegen in Vergessenheit, obwohl sie sich durch anbaufreundliche Merkmale wie Schädlingsresistenz und intensiven Geschmack auszeichnen. Es lohnt sich also, beim nachhaltigen Gärtnern auf alte und regionale Sorten zu setzen, die zudem eine bessere CO2-Bilanz haben als von weither importierte exotische Pflanzen. Mehr dazu: Alte Gemüsesorten: Kennst du diese 7 seltenen Gemüse?
Wenn du dir eine Auswahl an insektenfreundlichen Pflanzen und alten Sorten zusammengestellt hast, solltest du im Sinne des nachhaltigen Gärtnerns noch auf die Qualität des Saatguts achten. Samenfestes Saatgut ist empfehlenswert, denn im Gegensatz zu Hybridsaatgut lassen sich bei samenfesten Pflanzen die Samen auch für die Aussaat im nächsten Jahr ohne Probleme verwenden. Bio-Saatgut ist wichtig, um zu vermeiden, dass Gentechnik in deinen Garten Einzug hält.
Mit nachhaltigem Gärtnern Lebensräume schaffen
Ein nachhaltiger Garten bietet nicht nur nektar- und pollenreiche Pflanzen, sondern auch Schutzräume für Insekten und andere Tiere. Diese finden in freier Natur immer weniger Lebensraum, da die konventionelle Landwirtschaft Wiesen und Weiden in Monokulturen verwandelt. Häufig kommen auch chemisch-synthetische Pestizide und Kunstdünger zum Einsatz, die nicht nur Tieren und Insekten schaden, sondern auch der Umwelt, da sie bei Nutzung ins Grundwasser gelangen.
Mit nachhaltigem Gärtnern hast du die Möglichkeit, Insekten und Tieren eine Zuflucht zu bieten. Dafür solltest du deinen Garten möglichst naturnah gestalten. Das kannst du dafür tun:
- Lege eine Blumenwiese an.
- Biete Nist- und Versteckmöglichkeiten an (Hecken anpflanzen, Hauswand mit Efeu, Trockenmauer anlegen, Vogelhaus selber bauen, Insektenhotel bauen).
- Lasse Unordnung zu (ab und zu aufs Rasenmähen verzichten, Herbstlaub in kleinen Haufen als Unterschlupf liegen lassen).
- Dünge natürlich (organische Dünger wie Komposterde, Dung oder Hornspäne verwenden oder Dünger einfach selber machen). Für große Gärten bietet sich ein Kompost an, um Küchen- und Gartenabfälle wiederzuverwenden.
- Beachte Fruchtfolge und Fruchtwechsel. Diese Prinzipien des Gärtnerns machen die Pflanzen resistenter gegenüber Schädlinge, sodass du auf Schädlingsbekämpfungsmittel verzichten kannst.
Strom und Ressourcen durch nachhaltiges Gärtnern schonen
Ein Garten gedeiht nicht von alleine. Wir müssen viele Ressourcen einsetzen, um für unsere Pflanzen optimale Bedingungen zu schaffen. Einige Gartengeräte brauchen beispielsweise Strom, für dessen Erzeugung Steinkohle und Erdöl abgebaut werden müssen – was CO2-Emissionen verursacht. Und alle Pflanzen brauchen Wasser. Als Folge der Klimakrise nimmt die Verfügbarkeit von Wasser jedoch ab. Nachhaltiges Gärtnern bedeutet also, schonend mit Ressourcen umzugehen:
- Verrichte Gartenarbeiten per Hand: Greife möglichst zu einer Handschere statt Elektrogeräten, um Hecken zu stutzen und Pflanzen zu schneiden. Deinen Rasen musst du natürlich nicht mit der Nagelschere schneiden, aber trotzdem solltest du auf einen Mähroboter verzichten, denn Mähroboter gefährden Igel und andere Kleintiere. Teile dir zudem notwendige elektronische Geräte mit Nachbar:innen, wenn das möglich ist.
- Solarenergie für den Garten: Wenn du für ein Gewächshaus oder die Wasserpumpe im Gartenteich Strom brauchst, empfiehlt sich Öko-Strom. Oder du erzeugst Strom mithilfe einer Photovoltaik-Anlage – so trägst du mit nachhaltigem Gärtnern auch noch zur Energiewende bei.
- Weniger Beleuchtung: Verzichte auf eine Außenbeleuchtung am Haus, um Strom zu sparen. Weniger künstliches Licht (auch das von Solarlampen) ist zudem wichtig, damit Tiere nicht in ihrem Lebensrhythmus gestört werden, der an den natürlichen Tag- und Nachtwechsel angepasst ist.
- Clever gießen: Um regelmäßiges Gießen kommst du im Sommer kaum herum. Doch wenn du sinnvolle Bewässerungszeiten beachtest, kannst du effizienter gießen. Gieße morgens oder abends, damit nicht so viel Wasser verdunstet, bevor es die Wurzeln der Pflanzen erreicht. Nutze auch Regenwasser und abgekühltes Kochwasser zum Gießen.
- Torffreie Erde: Gartenerde sollte möglichst keinen Torf enthalten. Torfabbau findet in Hochmooren statt, die wichtige Kohlenstoffspeicher sind und somit zur Klimaregulierung beitragen. Nutze umweltfreundlichere Alternativen wie Rindenhumus, Holzfasern oder Grünschnittkompost. Du kannst torffreie Erde auch selber machen.
- Upcycling: Auch beim Gärtnern kannst du Gebrauch von Dingen machen, die du sonst nicht mehr nutzt, und dir so den Neukauf sparen. Eine alte Holzkiste eignet sich beispielsweise noch als ein Blumenkübel. Eine ausrangierte Teekanne kannst du anstelle einer Gießkanne nutzen.
Nachhaltig gärtnern ohne Plastik
Der Teich ist mit Folie ausgelegt, die Stecklinge wachsen im Plastiktopf heran, das Hochbeet besteht aus Kunststoff: Im Garten kann sich viel Plastik ansammeln. Wird dieses nicht sachgemäß entsorgt, kann es je nach Sorte 20 bis 450 Jahre dauern, bis es in der Natur zerfällt – in Mikroplastik, das Tiere beim Fressen aufnehmen und das ins Grundwasser gelangen kann.
Beim nachhaltigen Gärtnern solltest du daher möglichst umweltfreundlichere Alternativen zu Plastik verwenden.
- Baue ein Hochbeet aus FSC-zertifiziertem Holz.
- Lege einen Teich mit Ton an oder nutze Teichfolien aus synthetischem Kautschuk.
- Vermeide Plastik-Pflanztöpfe, indem du zu Gefäßen aus Keramik, Ton, Zink und anderen Naturmaterialien greifst.
- Decke im Winter deine Pflanzen nicht mit mit Folie ab, sondern nutze Reisig.
Nachhaltig gärtnern und ernten
Vielleicht sehen die Äpfel oder Möhren aus dem Garten nicht so makellos aus wie die aus dem Supermarkt, schmecken ein wenig anders oder sind alle gleichzeitig reif, sodass du mehr erntest, als du sofort verzehren kannst. Zum nachhaltigen Gärtnern gehört es, deine Ernte trotzdem nicht vergammeln zu lassen. Angesichts der weltweiten ausbeuterischen Landnutzung und eines globalen Ernährungssystems, das für ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist, gilt es mit Lebensmitteln sorgsamer umzugehen.
Du kannst Lebensmittelverschwendung vermeiden, wenn du deine reiche Ernte konservierst, bevor sie schlecht wird:
- Obst einkochen: Grundprinzip und leckere Rezepte
- Tomaten einlegen: Einfache Schritt-für-Schritt-Anleitung
- Zucchini einlegen: Einfache Rezepte, die garantiert schmecken
- Kürbis einlegen: Einfaches Grundrezept und Variationsmöglichkeiten
- Marmelade kochen: Grundrezept zum Selbermachen
- Apfelsaft selber machen: Rezept mit und ohne Entsafter
Übrigens: Ein wenig Fallobst kannst du ruhig als Futter für Insekten und Igel liegen lassen.