Den Rasen zu sprengen ist immer noch beliebt. Ob das eine gute Idee ist und warum gerade der Wassermangel ein Grund zum Umdenken ist, wollen wir dir erklären.
In den letzten Jahren hat die Klimakrise dazu geführt, dass es zu mehr Trockenzeiten kommt. Auch in Deutschland haben wir faktisch gesehen bereits eine Wasserkrise. Wir müssen also alle unseren Teil dazu beitragen und unseren Wasserverbrauch auch im privaten Bereich anpassen.
Rasensprengen ist dabei ein Faktor, den wir nicht unterschätzen sollten. Wir sehen uns diesen Punkt genauer an, um dir einen guten Überblick über die Problematik und Lösungsvorschläge zu liefern.
Das Problem mit dem Grundwasser
Journalistin Britta Fecke hat für Deutschlandfunk ein Interview mit Jörg Rechenberg geführt. Jörg Rechenberg ist Leiter für Wasser und Boden beim Umweltbundesamt und hat das Problem mit dem Grundwasser und unserem Mitverschulden erläutert. Zuvor sei noch erwähnt, dass die Zahlen zu der Erhebung des allgemeinen Grundwasserzustandes alle sechs Jahre erhoben werden und dieses Jahr erst die Neubewertung seit 2016 stattfindet. Allerdings hat das Umweltbundesamt zwischenzeitlich immer wieder die Rückmeldung der Bundesländer bekommen, dass der Grundwasserstand sinkt. Laut Rechenberg ist das Absinken der Grundwasserstände bereits an sinkenden Wasserpegelständen von Seen sichtbar. Die diesjährige Erhebung wird also vielmehr zeigen, wie dramatisch die Lage tatsächlich ist.
Die Grundwassermenge ist von drei Faktoren abhängig:
- Niederschlagsmenge: Die Jahre vor 2022 waren durchzogen von Trockenzeiten. Wenn nicht genug Regenwasser nachkommt oder es aufgrund von Hitze sofort verdunstet, können sich die Grundwasserstände nicht erholen. Aufgrund der Klimakrise handelt es sich außerdem zunehmend um kurzzeitigen Starkregen, der dann im Schwall nicht absinken kann, sondern oberflächlich abfließt und sogar für Hochwasserkatastrophen sorgen kann.
- Wasserentnahme: Zum anderen nutzen wir das Grundwasser zu einem nicht unerheblichen Anteil von derzeit etwa 22 Prozent privat, Tendenz steigend. Vor allem die Landwirtschaft und insbesondere Viehbetriebe benötigen bei anhaltenden Dürren noch mehr Grundwasser.
- Bodenverhältnisse: Unter anderem verhindert oder vermindert die zunehmende Bodenverdichtung, dass Regenwasser bis zum Grundwasser absickert.
Vor allem Moore und Wälder sind die Verlierer, wenn das Grundwasser sinkt und Dürrezeiten zunehmen – aber nicht zuletzt auch wir. Denn diese Ökosysteme sorgen für lebenswichtige Photosynthese und sind außerdem essenzielle Kohlenstoffspeicher.
Die Verschmutzung des Grundwassers (derzeit mehr als 30 Prozent) spielt ebenfalls in das Problem mit rein. Ursache dafür ist vor allem die Landwirtschaft, die beispielsweise zu erhöhtem Nitrat im Grundwasser beiträgt.
Was Rasensprengen damit zu tun hat
Bei der Wasserentnahme spielt die Gartenbewässerung der Privathaushalte und somit auch den Rasen zu sprengen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Denn auch hier haben die Trockenzeiten zu einem Mehrverbrauch geführt. Die Nutzung von Pools oder die Autowäsche verstärken die Probleme obendrein. Verbraucher:innen sollten also über ihren Wasserverbrauch nachdenken, so Rechenberg.
Jährlich werden in Deutschland etwa 18.000 bis 30.000 Liter bei 100 Quadratmetern Rasenfläche und einem Wasserverbrauch von 15 bis 25 Litern pro Quadratmeter verbraucht. Bei dieser Rechnung hat Rechenberg für n-tv.de eine Sprengzeit von etwa drei Monaten zugrunde gelegt, bei fünf Monaten wären es bereits 50.000 Liter Trinkwasser. Dass es aufgrund der Dürren mehr Monate oder Zeiten geben wird, wo eine zusätzliche Bewässerung nötig ist, haben wir bereits festgestellt.
Bewässerung richtig angehen
Auch ohne Wassermangel ist das Rasensprengen nicht die beste Idee. Wenn du zum Beispiel zur Mittagszeit oder auch an heißen Tagen bei Sonnenschein wässerst, schadest du dem Gras. Das liegt daran, dass die feinen Halme durch die Lupenwirkung der Wassertröpfchen verbrennen. Außerdem verdunstet bei Hitze zu viel vom wertvollen Trinkwasser.
Du solltest ganz konkret deinen Wasserverbrauch überdenken. Mache dir zuallererst klar: Wo und wieviel Wasser verbrauche ich? Solltest du auf Bewässerung im Garten trotzdem nicht verzichten wollen, dann gestalte sie effizienter. Rechenberg gibt dazu folgende Tipps:
- Konzentriere dich besser auf die Bäume und Büsche und lasse den Rasen tatsächlich braun werden beziehungsweise vertrocknen. Beim nächsten Regen erholt er sich wieder.
- Wenn du bewässerst, dann lieber einmal richtig, denn so dringt das Wasser in die Tiefe zu den Wurzeln. Baue einen Abstand von etwa einer halben Stunde beim Bewässern ein, damit das Wasser wirklich versickern kann. Verzichte darauf, immer wieder an mehreren Tagen hintereinander zu wässern, sonst verdunstet es zu schnell an der Oberfläche.
- Morgens zwischen vier und sechs Uhr ist die Beste Zeit zur Bewässerung, weil hier Boden und Luft noch kühl sind und auch so das Verdunsten des Wassers verhindert wird. Ein effektives Bewässerungssystem mit Zeitschaltuhr macht hier Sinn.
Im besten Fall nutzt du in einer Regentonne oder Zisterne gesammeltes Regenwasser, um deinen Garten und Rasen zu bewässern.
Was ist die Alternative zum Rasensprengen?
Mache dich von dem Gedanken frei, dass es ein perfekt getrimmter, ewig grüner englischer Rasen sein muss. Der tut rein gar nichts für die Umwelt und bedarf viel Pflege und Bewässerung. In insektenfreundlichen Gärten mit Wildwiesen können Insekten nisten und Futter finden und dieser kann dann eben auch einfach mal verdorren, um dann wiederzukommen. Außerdem trocknet eine Wiese nicht so schnell aus, wie ein kurzgemähter Rasen. Wie du eine wilde Wiese erhältst, erfährst du hier: Blumenwiese anlegen und pflegen: Anleitung und Tipps.
Um dir diesen Schritt zu erleichtern wäre vielleicht der Ansatz vom „No Mow May“ eine Idee. Dabei mähst du deinen Rasen einfach mal einen Monat (hier der Mai) nicht. Das kann bereits ausreichen, damit Insekten essenziellen Lebensraum erhalten und sie sich weiter vermehren können. Und dabei machst du dir sogar weniger Arbeit. Vielleicht gewöhnst du dich an den Anblick und siehst die schönen Seiten, sodass du fortan vielleicht nur noch einmal im Monat den Rasen mähst. Oder du lässt die Wiese vertrocknen und widmest dich stärker anderen Bereichen deines Gartens.